Ein Ort, an dem sich verschiedene Menschen versammeln und über öffentliche Angelegenheiten verhandeln, miteinander um Deutungen von Geschichte und Gegenwart ringen, Wissen gemeinsam herstellen und mutig Position beziehen – ein solcher lebendiger Ort der Demokratie wollen viele Museen heute sein. Mit welchen Folgen und mit welchem Ziel? Wie beeinflusst der Wunsch nach Demokratisierung Strukturen, Arbeitsweisen und Programme im Museum, wie die Prozesse der Bildung und Wissensproduktion? Wo kommt die Demokratisierung an ihre Grenzen? Wie abhängig sind diese Demokratisierungsprozesse von politischen Rahmenbedingungen und wie anfällig damit auch für politische Instrumentalisierung? Wie können sich Museen gegen diese Vereinnahmungen wappnen? Können sie Orte sein, die neue demokratische Horizonte eröffnen?
Akteur*innen
Prof. Dr. Marion Ackermann
Generaldirektorin
der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Prof. Dr. Marion Ackermann, geboren 1965, ist seit 2016 Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sie wurde 1995 über die autobiografischen und theoretischen Texte Wassily Kandinskys promoviert. Von 1995 bis 2003 war sie an der Städtischen Galerie im Lenbachhaus beschäftigt, zunächst als wissenschaftliche Volontärin, dann als Kuratorin. Von Dezember 2003 bis Oktober 2009 war sie als Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart tätig, darauf folgte die Tätigkeit als Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen bis Oktober 2016. Als Kuratorin entwickelte sie u. a. die Ausstellungen SchattenRisse (2001), Piktogramme – Die Einsamkeit der Zeichen (2006), Drei. Das Triptychon in der Moderne (2009), Joseph Beuys. Parallelprozesse (2010), Kandinsky, Malewitsch, Mondrian – der weiße Abgrund Unendlichkeit (2014), Uecker (2015), zwei Editionen der Kinderbiennale (2018/2021) sowie die Retrospektive Move little hands… „Move!“ (2019) des tschechischen Surrealistenpaares Jan und Eva Švankmajer und initiierte zahlreiche weitere Projekte mit internationalen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Von 2019 bis 2023 war sie stellvertretende Vorsitzende der Bizot-Group, bei der sie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden repräsentiert. Darüber hinaus ist sie in zahlreichen Gremien aktiv, u.a. dem Präsidium des Goethe Instituts, im Juryvorsitz des Kaiserring Goslar, im Academic Council der National Gallery Prague, im Aufsichtsrat der KBB in Berlin, im Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, im Programmrat der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und im Senat der Deutschen Nationalstiftung.
Prof. Dr. Anja Besand
Professorin für Didaktikpolitische Bildung, Direktorin der John-Dewey-Forschungsstelle für Didaktik der Demokratie (JoDDiD),Technische Universität Dresden
Prof. Dr. Anja Besand ist seit 2009 Inhaberin der Professur für Didaktik der politischen Bildung und seit 2020 zusätzlich Direktorin der John-Dewey- Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des ästhetischen und politischen Lernens, politischer und medialer Bildung sowie Bildungsprozesse im Spannungsfeld antidemokratischer Herausforderungen.
Dr. Birgit Bosold
Mitglied des Vorstands,
Schwules Museum, Berlin
Birgit Bosold ist seit 2006 erstes „weibliches“ Mitglied des Vorstands des Schwulen Museums Berlin (SMU). Mit den Schwerpunkten Strategie, Programm, Finanzen und Fundraising war sie in den letzten 15 Jahren maßgeblich an der dynamischen Entwicklung des SMU beteiligt, u.a. als (Co-) Kuratorin von strategisch relevanten Projekten wie Homosexualität_en (DHM 2015, LWL Museum für Kunst und Kultur 2016), Sexuality, Holocaust, Stigma (2017), Jahr der Frau_en (2018), Love at First Fight (im Auftrag des Goethe-Instituts 2019), Queering the Crip, Cripping the Queer(2022/23) und zuletzt Aufarbeiten: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Zeichen von Emanzipation (2023/24). Ihre politische Sozialisation im radikalen lesbisch-feministischen Aktivismus der 1980er Jahre war für sie eine wertvolle Ressource bei der programmatischen Transformation des SMU. Nach Studium und Promotion im Fach Literaturwissenschaft wechselte sie als Quereinsteigerin in die Finanzindustrie, arbeitete bei renommierten Banken und ist heute auch als selbständige Finanzplanerin und Investment-Expertin für institutionelle und private Mandate sowie als Fach-Dozentin und Autorin tätig. Ihre Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang mit ökonomischen Konzepten erweisen sich als ausgesprochen hilfreich für die Steuerung des Non-Profit-Unternehmens SMU.
Dr. Iris Edenheiser
Direktorin und Mitglied
des Vorstands, Stiftung Deutsches Hygiene-Museum
Dr. Iris Edenheiser studierte Sozial- und Kulturanthropologie, Religionswissenschaft und Hispanistik an der Universität Leipzig und der Universidad de Granada (Spanien). Sie promovierte an der Universität Trier als DFG-Stipendiatin im Rahmen des Graduiertenkollegs Identität und Differenz mit Forschungen zu Ethnizität und Gender am Río Napo in Ecuador. Nach einem Volontariat am Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig und verschiedenen Funktionen an den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen sowie den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim war sie bis Ende 2021 stellvertretende Direktorin am Museum Europäischer Kulturen Berlin. Seit Januar 2022 ist Iris Edenheiser Direktorin und Mitglied des Vorstands der Stiftung Deutsches Hygiene-Museum in Dresden. Weiterhin wirkt sie als Mitglied der Jury Allgemeine Projektförderung der Kulturstiftung des Bundes und ist Beisitzerin im Vorstand des Deutschen Museumsbundes.
Prof. Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
Intendant und Chefkurator, Haus der Kulturen der Welt, Berlin
Prof. Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, geboren 1977, ist Kurator, Autor und Biotechnologe. Als Künstlerischer Leiter war er von 2009 bis 2022 für den von ihm gegründeten Kunstraum SAVVY Contemprorary Berlin, von 2020 bis 2024 für das Sonsbeek Kunstfestival in Arnhem und von 2020 bis 2022 für die 14. Rencontres de Bamako in Mali tätig. Zudem kuratierte er den finnischen Pavillon auf der 58. Biennale von Venedig im Jahr 2019, war 2018 Gastkurator der Biennale of Contemprorary African Art und 2017 Curator at Large der documenta 14 in Athen und Kassel. 2020 erhielt Ndikung für seine Tätigkeit den Verdienstorden des Landes Berlin. Im selben Jahr wurde er als Professor an die Kunsthochschule Weißensee in Berlin berufen. Seit 2021 ist er als Intendant und Chefkurator am Haus der Kulturen der Welt in Berlin tätig.